von Reiner Burger
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 22.01.2025, S. 13
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Die Zahl der pathologisch Spielsüchtigen in Deutschland könnte laut einer neuen Untersuchung nicht so dramatisch gestiegen sein, wie es der „Glücksspielatlas“ nahelegt. Dies berichtet Reiner Burger in einem Artikel der Frankfurter Allgemeinen Zeitung vom 22. Januar 2025.
Laut dem „Glücksspielatlas“, der im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums erstellt wird, gibt es derzeit rund 1,3 Millionen Menschen mit einer Glücksspielstörung und weitere 3 Millionen mit problematischem Glücksspielverhalten. Diese Zahlen weichen deutlich von der früheren Erhebung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) ab, die in ihrer letzten Untersuchung im Jahr 2019 nur 200.000 pathologische Spieler (0,34%) identifizierte. Der Unterschied lässt sich durch unterschiedliche Erhebungsmethoden erklären: Während die BZgA auf telefonische Befragungen setzte, verwendet der „Glücksspielatlas“ ein Mixed-Mode-Verfahren, bei dem Teilnehmer sowohl online als auch telefonisch befragt werden. Statistikerin Katharina Schüller kritisiert dieses Verfahren als nicht repräsentativ und ungeeignet für evidenzbasierte Politik.
Im Gegensatz zu den alarmierenden Ergebnissen des „Glücksspielatlas“ zeigt eine neue Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa ein anderes Bild. Die Forsa-Umfrage von 2024, die die BZgA-Methodik fortsetzt, zeigt keine signifikante Veränderung der Spielsucht seit 2009. Sie ermittelt 0,39% problematische und 0,34% wahrscheinlich pathologische Spieler, ähnlich den BZgA-Werten von 2019.
Der Artikel betont, dass telefonische Befragungen weiterhin als Goldstandard der Demoskopie gelten, was durch die Forsa-Umfrage bestätigt wird, während Online-Umfragen als Grundlage für politische Entscheidungen kritisch zu betrachten sind.